· 

Coronakrise zeigt Unzulänglichkeiten von Tierversuchen auf

Pressemitteilung
Bündnis „Berlin gegen Tierversuche“ fordert Senat auf, endlich auf moderne Methoden zu setzen

 

Berlin, den 24.04.2020 - Die Coronapandemie hält die Welt in Atem. Fieberhaft wird weltweit nach einem Impfstoff gesucht. Noch immer setzt die Mehrheit der Forschenden dabei auf Tierversuche. Doch die Coronakrise macht deutlich, wie unzulänglich die Methode Tierversuch ist.

Tierversuche sind nur unzuverlässig übertragbar auf Menschen. Daher kommt es auch immer wieder zu tragischen medizinischen Zwischenfällen, bei denen sich der erfolgreich am Tier getestete Wirkstoff vollkommen anders am Menschen auswirkt. Häufig stellt sich daher der Tierversuch als sehr langwieriger Umweg heraus, der Forscher*innen auf die falsche Fährte schickt und bei der Suche nach einem tatsächlich wirksamen Stoff wertvolle Zeit verschwendet. So fallen erschreckende 95 % der erfolgreich am Tier getesteten Medikamente bei Versuchen am Menschen (klinische Tests) durch.

“Die Koalition will Tierversuche auf das absolut notwendige Maß reduzieren und fördert verstärkt Alternativmethoden. Gemeinsam mit den Universitäten will die Koalition Berlin zur Forschungshauptstadt für Ersatzmethoden machen.“– so steht es im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag. Das Bündnis „Berlin gegen Tierversuche“ fordert daher zum Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche am 24. April 2020 den Berliner Senat auf, den Koalitionsvertrag von 2018 endlich umzusetzen und Berlin zur Hauptstadt der Alternativen zu Tierversuchen zu machen. Die Zahlen der Tierversuche sind nicht gesunken, sondern sogar gestiegen. Worte waren weitaus größer als Taten.

Auch auf Bundesebene wird weiterhin an der veralteten Methode des Tierversuchs festgehalten. Nachdem Deutschland nach Jahren die 2013 in Kraft getretene europäische Tierversuchsrichtlinie nicht gesetzeskonform umgesetzt hat, wurde 2018 durch die EU ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, bei dem mehr als 20 Fehler angemahnt werden.

All dies macht deutlich, dass versucht wird, am Status Quo festzuhalten. Das schadet jedoch nicht nur den Tieren, die für diese Forschung leiden und in der Regel ihr Leben lassen. Es schadet auch den Menschen, die wie jetzt in der Coronakrise auf noch nicht vorhandene, zuverlässige, schnell zu entwickelnde Medikamente angewiesen sind. Eine bereits schon vor Jahren massiv geförderte humanrelevante, tierversuchsfreie Forschung – wie sie die Bündnispartner „Berlin gegen Tierversuche“ bereits seit Jahren fordern – hätte in der jetzigen Situation weit schneller helfen können.

Am Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche fordern wir daher einen konkreten Ausstiegsplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch. In den Niederlanden gibt es einen solchen Plan bereits und die Regierung arbeitet daran, bis 2025 führend in der tierversuchsfreien Forschung zu werden. Diese konkrete Zielsetzung fordert das Bündnis „Berlin gegen Tierversuche“ auch von Deutschland. Geplant war durch das Bündnis eine Großdemonstration am Wochenende, um dieser Forderung entsprechenden Nachdruck zu verleihen. Dieses ist aus bekannten Gründen nicht mehr möglich. Stattdessen ruft das Bündnis zur Online-Fotoaktion und zahlreiche Menschen  haben sich bereits mit eigenen Fotos angeschlossen, um gemeinsam „Nein zu Tierversuchen“ zu sagen. Es ist an der Regierung, mit Gesetzen und massiven Förderungen den Ausbau humanrelevanter Methoden zu fördern.


Pressekontakt Berlin gegen Tierversuche:
Marc Schlösser
buendnis@berlin-gegen-tierversuche.de


Bündnis „Berlin gegen Tierversuche“:
Im Jahr 2017 haben die Ärzte gegen Tierversuche e.V. - AG Berlin, der Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. Geschäftsstelle Berlin und die Tierversuchsgegner Berlin und Brandenburg e.V. das Bündnis Berlin gegen Tierversuche ins Leben gerufen. Gemeinsam setzen wir uns für die Abschaffung aller Tierversuche und die Förderung zukunftsweisender, tierversuchsfreier Methoden ein.