· 

Streit beigelegt - schwarzer Tag für Tierschutz und Demokratie

Der Streit um Tierversuche, besser gesagt um die Tierversuchskommission, ist beigelegt.
Müller sprach ein Machtwort, wie „Der Tagesspiegel“ so schön schreibt und das kommt gut an bei verängstigten Bürgern, denen vorgegaukelt wurde, durch die paritätische Besetzung der Tierversuchskommissionen aus Tierschützer*innen und Forschenden würde Forschungsarbeit verhindert, könnte Corona nicht bekämpft werden.

Es gibt nun zwei Tierversuchskommissionen mit jeweils vier Forschenden und vier Tierschützer*innen, wobei ein/e „Tierschützer*in“ aus Kreisen der tierexperimentellen Forschung kommt, ihren Lebensunterhalt damit verdient.
Sollte es eine Pattsituation bei einer Entscheidung geben, hat jetzt der/die vorsitzende Forscher*in eine doppelte Stimme und kann somit den Tierschutz, den wir zunächst allen unterstellen müssen, ausbremsen.

Justizsenator Behrendt (Bündnisgrüne) knickte ein, betont immer noch die Stärkung und die Würdigung des Tierschutzes durch die nun nichtssagende Anzahl der Tierschützer.

Die Handlung des Regierenden Bürgermeisters Müller dürfte vornehmlich durch vorgezogenen Wahlkampf motiviert sein, um sich die Gunst vom Futtermittelhersteller*in hin über den/die Tierpfleger*in bis zu den Forschenden zu sichern.

Vergessen werden darf aber nicht, dass die Tierversuchskommission nur beratende Stimme für die Genehmigungsbehörde zu Tierversuchen hat.
Sie stellt Tierversuchen aber ein grandioses Zeugnis aus, lässt sich doch sagen: Seht her, auch Tierschützer*innen in der Tierversuchskommission bewerten und bearbeiten diese Versuche, haben Mitspracherecht, es ist alles in bester Ordnung!

Geflissentlich ignoriert und verschwiegen wird dabei, dass ein Tierversuch genehmigt werden muss, wenn der Antragsteller selbst die Unerlässlichkeit und ethische Vertretbarkeit wissenschaftlich darlegt.
Weder genehmigende Behörde noch Tierversuchskommission dürfen dessen Angaben in Frage stellen – so urteile bereits 2014 das Bundesverwaltungsgericht.

Das „Herz aus Stein“ ist ein Preis, welcher von „Ärzte gegen Tierversuche e.V.“ vergeben wird für die unsinnigsten und grausamsten Tierversuche. Mit der Entscheidung über die Berliner Tierversuchskommission wird diese Wahl auch in Zukunft schwerfallen.
Berlin soll Hauptstadt der tierleidfreien Forschung werden, wie es die Landesregierung vollmundig in der Koalitionsvereinbarung verkündete?
Nie schien diese Aussage weniger glaubhaft als heute.

Es bleibt die Hoffnung, dass sich Spitzenforscher*innen tierleidfreier Methoden mit all ihren Erfolgen durch dieses unwürdige Gerangel von Politik und tierexperimenteller Forschung nicht irritieren lassen.
Dieses Schauspiel der letzten Tage zeigt eindrücklich, wie sehr die tierexperimentelle Forschung an der Wand steht, wie sehr wir gute, humanrelevante, tierversuchsfreie Forschung brauchen.